Backenzähne

Scharfe Kanten der Backenzähne

Beim Kauen strukturärmerer Nahrung wird kein so weiter und kräftiger Kauausschlag benötigt und die Seitwärtsbewegung des Unterkiefers wird verringert. Dadurch wird dann nicht mehr die gesamte Reibefläche der Zähne gleich beansprucht und die Bildung von scharfen Kanten an den Backenzähnen begünstigt; am Oberkiefer außen und am Unterkiefer innen. Diese Kanten verletzen die Backenschleimhaut und die Zunge.

Eine weitere Beeinträchtigung geschieht dann noch zusätzlich, wenn das Pferd mit einem Trensengebiss geritten wird. Dabei werden die Mundwinkel nach hinten gegen die scharfen Kanten und Haken der Backenzähne gezogen und die Lederriemen des Sperrhalfters drücken noch zusätzlich von der Seite. Kein Wunder also, dass viele Pferde sich gegen das Gebiss wehren.

Deshalb hat der Pferdebesitzer die tierschützerische Pflicht, die Nachteile die sich durch unsere Pferdehaltung für die Zahngesundheit der Pferde ergeben, durch regelmäßige Zahnpflege auszugleichen; erst recht wenn die Pferde mit Trense oder Kandare geritten werden.

Stufen, Rampen, Haken

Haken bilden sich normalerweise am ersten und letzten Backenzahn, häufig diagonal gegenüber (z.B. vorne oben und hinten unten). Diese behindern die freie Kieferbeweglichkeit, besonders das beim dressurmäßigen Reiten notwendige ungehinderte Vor- und Zurücknehmen des Unterkiefers. Deshalb zeigen Pferde mit Zahnhaken häufig Rittigkeitsprobleme z. B. beim Biegen. Die Haken sollten vom PferdeDentalPraktiker entfernt (abgeschliffen) werden, was besonders am letzten Zahn (wenig Platz, schwer erreichbar) nur mit entsprechend geeignetem Spezialwerkzeug möglich ist.

Wellen in der Kaufläche

Wellen entstehen häufig schon beim Milchzahnwechsel, indem die Milchkappen nicht paarweise wechseln, wie normal, sondern wenn z.B. eine Kappe später wechselt als die anderen und der „frühere“ bleibende Zahn schon weiter heraus schieben kann, bis er den Gegenzahn erreicht. Deshalb ist eine regelmäßige, halbjährliche Kontrolle und gegebenenfalls Korrektur der Zähne während des Zahnwechsels (2,5 bis 5 Jahre) so wichtig, um sofort eingreifen zu können, bevor ein richtiges Wellengebiss entsteht. Wellen in der Kaufläche korrigieren sich nicht von selbst, sondern werden über die Zeit immer stärker, bis sie irgendwann nicht mehr vollständig (oder kaum noch) zu beheben sind!

Stufen in der Kaufläche

Die extremere Version des Wellengebisses ist das Stufengebiss. Hier findet man deutliche Höhenunterschiede von Zahn zu Zahn. Es kann aus einem immer schlimmer werdenden Wellengebiss entstehen, aber auch oder zusätzlich durch fehlende Zähne, indem ein Zahn ohne Gegenzahn viel zu lang wird. Bei älteren Pferden, deren Zähne nie kontrolliert wurden, findet man leider immer wieder extrem schlimme Stufengebisse, die meistens nicht mehr korrigierbar sind. Man kann dann nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Auch solche Fälle sind mit einer regelmäßigen Kontrolle und Korrektur vermeidbar!

Fehlerhafte Backenzahnwinkelung (Scherengebiss)

Wenn das Pferd überwiegend oder nur auf einer Seite kaut, nutzen sich hier die Backenzähne verstärkt ab und der Kauausschlag findet nur (oder in erster Linie) einseitig statt. Auf dieser stärker beanspruchten Seite wird der Kauflächenwinkel oft flacher als normal (12-15°). Die weniger oder gar nicht benutzte Seite entwickelt das Scherengebiss, d.h. die Kaufläche wird durch die hier eingeschränkt oder kaum noch stattfindende seitliche Kieferbewegung immer steiler. Das wiederum behindert eine seitliche Kaubewegung noch mehr, es entsteht ein Teufelskreis. Eine Korrektur ist je nach Fall schwierig und sollte nach Absprache zwischen Besitzer und PferdeDentalPraktiker evtl. in kurzen Zeitabständen nach und nach erfolgen.